Holderbergschüler begeisterten mit Ausschnitten aus „Les Misérables“

|   Schuljahr 09/10

Ausschnitte aus „Les Misérables“ wurden im Bürgerhaus Eibelshausen in dieser Woche an zwei Tagen von den Schülern des WP-Kurses dreimal aufgeführt.

 

Holderbergschüler begeisterten mit Ausschnitten aus „Les Misérables“
Über 550 Besucher litten mit Cosette, Fantine und Jean Valjean

Wut, Angst und Verzweiflung schlugen den Zuhörern wie eine Mauer entgegen:  Mit geballten Fäusten und hoch aufgerecktem Kinn sang sich das Volk zur beschwingten Marschmusik den Frust von der Seele: „Do you hear the people sing, singing the song of angry man? It is the music of the people, who will not be slaves again“. Stimmgewaltig erklang „das Lied des Volkes“ aus 26 revolutionsbereiten Kehlen, die mit rhythmischem Fußstampfen ihrer Bereitschaft zur Aktion noch Nachdruck verliehen.

Über 550 Zuschauer wurden bei drei Aufführungen von Ausschnitten aus „Les Misérables“ Zeugen der Geschichte des Ex-Sträflings Jean Valjean (sehr überzeugend war Carina Ciliox), die eingebettet war in die zweite Revolution in Frankreich 1830. Die 26 Akteure der Klasen 9 und 10 der Realschule und des Gymnasiums der Holderbergschule hatten aus dem Originalwerk mit 1600 Seiten und drei Stunden Spielzeit eigene Dialoge verfasst und die Handlung verdichtet, so dass die Spannung blieb, die Spielzeit sich aber auf eine Stundeverkürzte.

Seit August vergangenen Jahres probten die Akteure des Wahlpflichtkurses, wobei Steffen Runzheimer für den musikalischen Teil und Gisela Bode für die dramaturgische Umsetzung verantwortlich waren. Begleitet wurden Solisten und Musicalchor von den Lehrern Steffen Runzheimer am Keyboard und Petra Winter am Saxophon. Ergriffen waren die Zuschauer von der überzeugenden Darstellung der Geschichte des ehemaligen Sträflings Jean Valjean, der wegen des Diebstahls eines Brotes für 19 Jahre hinter Gittern saß. Als er wieder entlassen wird, sieht er keinen anderen Weg, als sich eine fremde Identität zuzulegen, da er als Ex-Sträfling keine Arbeit bekommt. Als Bürgermeister einer kleinen Stadt setzt sich Jean Valjean für die Rechte der unterdrückten Menschen ein. Doch das Stück, dessen Romanvorlage aus der Feder von Victor Hugo stammt, hatte mehr zu bieten als die Geschichte eines Ex-Sträflings und der Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Neben gefühlvollen Liebesliedern und melancholischen Stücken passten auch die rhythmisch-flotten Melodien zum Wunsch der unterdrückten Menschen, mehr Rechte zu bekommen. „Scher dich hier weg, du bist eine Schlampe“, beschimpften einige Frauen Fantine. Der Aufruhr auf der Bühne ließ vor allem die jüngeren Besucher erahnen, was es vor 200 Jahren bedeutete, ein uneheliches Kind zu haben. Fantine, die Arbeiterin (in ihrer Hilflosigkeit und verzweifelten Sorge um ihr Kind sehr ausdrucksstark agierte Lisa-Marie Birkholz) wird entlassen. Bei ihrem gefühlvollen Lied „Ich habe geträumt vor langer Zeit“ werden ihre Sehnsüchte und Lebensvorstellungen deutlich, die so ganz anders sind, als ihre wahre Biografie. Kurz vor ihrem Tod vertraut sie sich dem Bürgermeister Jean Valjean an, der ihr verspricht, für das Kind Cosette zu sorgen. Zu Herzen ging der Sologesang von Hanna Hermann, die als Cosette (im Kindesalter) bei dem Lied „Castle on the cloud“ von einem besseren Leben träumt.

Nach einem Zeitsprung entführen die Protagonisten die Zuschauer nach Paris ins Jahr 1832. Hier trafen Javert (Sandra Weil verkörperte überzeugend den rachsüchtigen Inspektor) und Jean Valjean aufeinander, der von Javert immer noch gejagt wird. Die erwachsene Cosette (mit allem Liebreiz dargestellt von Meike Okel und sehr bewegend im Sologesang „On my own“)) hat sich in den Revolutionär Marius (gespielt von einer sehr energisch agierenden Anna-Sophie Krebs) verliebt. Zum großen Showdown kam es beim Treffen von Javert, Jean Valjean und dem verliebten Paar. Eingestimmt wurde das Publikum mit dem revolutionären „Lied des Volkes“. Doch die Obrigkeit wird dabei in die Schranken gewiesen: Jean Valjean ist es, der dem Inspektor das Leben rettet und ihn vor dem Volk schützt, das ihn umbringen will. Wenn auch das Schicksal der Bürger Frankreichs in dem Stück ungewiss bleibt, so freuten sich die Zuschauer doch mit dem Liebespaar Cosette und Marius, die am Ende ein Happy-end feiern.
Bei weiteren Aufführungen wurden die Hauptrollen von Celine Fiehl (Jean Valjean), Melanie Hain, Anna-Katharina Schmidt (Fantine), Jessica Neitz (Javert), Maike Weinmann (Marius) und Clara Ciliox (Cosette als Erwachsene) dargestellt.

 

Musical
Das heimliche Treffen von Cosette (Meike Okel, rechts) und Marius (Anna-Sophie Krebs, links) findet dank des Eingreifens von Jean Valjean ein gutes Ende.