Eine Demokratie braucht aktive Demokraten

|   Schuljahr 14/15

Landtagsabgeordneter Stephan Grüger spricht mit Holderbergschülern

Auf Einladung der Holderbergschule stellte sich der heimische Landtagsabgeordnete Stephan Grüger den Fragen der 10 R und 9 H-Klassen. Als Mitglied des Europaausschusses des Hessischen Landtages war der SPD-Politiker gerne nach Eibelshausen gekommen, um mit insgesamt rund 150 Schülerinnen und Schülern Fragen zur Europapolitik zu diskutieren. Dafür nahm er sich dreimal 90 Minuten an zwei Unterrichtstagen Zeit.

„Jetzt habe ich das verstanden“, sagte eine Schülerin nachdem Grüger den Unterschied der parlamentarischen Systeme in Hessen und in Europa vorgestellt hatte. Vor allem stellte er dar wie das Europäische Parlament und die Europäische Kommission zueinander stehen und welche Rechte und Möglichkeiten sie jeweils haben. Und dann wurde es konkret und sehr politisch. Die Schülerinnen und Schüler konnten Fragen stellen und mit Stephan Grüger diskutieren. Ein Schüler fragte, ob es für den Euro oder die EU ein Problem sei, wenn Griechenland aus dem Euro aussteige. „Für den Euro als Währung wäre dies wahrscheinlich kein großes Problem, da Griechenlands Bruttoinlandsprodukt kleiner ist als Hessens  – ein `Austritt´ oder `Rauswurf` Griechenlands ist allerdings gar nicht vertraglich vorgesehen “, antwortete Grüger. Sollte es dennoch zu einem Austritt Griechenlands aus dem Euro kommen, so würde der dann nötige Schuldenschnitt wegen der EU-Bürgschaften nicht mehr die Banken, sondern den deutschen Staatshaushalt treffen.  Steuern und Staatshaushalt waren Ausgang für eine weitere Frage. So wollte ein anderer Schüler wissen, wer denn in Zukunft die Steuern zahle, wenn es immer mehr Roboter und immer weniger Arbeiter in der Industrie gebe und somit die Steuerzahler wegfallen würden. „Der Staat finanziert seine Aufgaben, wie zum Beispiel Straßenbau oder den Betrieb von Schulen, aus Steuergeldern. Diese müssen gerecht erhoben werden. Wer Gewinne durch die Wertschöpfung der Roboter macht, muss dafür auch Steuern bezahlen. Zum anderen wirft dies aber auch die Frage auf, wie Arbeit in Zukunft gerecht verteilt werden kann“, gab Grüger zu bedenken und verwies in diesem Zusammenhang auf den langen Kampf der Gewerkschaften und insbesondere der IG Metall für Arbeitszeitverkürzungen.

Eine Schülerin erkundigte sich nach dem persönlichen Werdegang von Stephan Grüger und wollte wissen wie er denn Politiker geworden sei. „Unser damaliger Schulsprecher hat seine Arbeit nicht gut gemacht und das habe ich kritisiert. Daraufhin wurde ich bei der nächsten Wahl für dieses Amt vorgeschlagen und zum Schulsprecher gewählt“, berichtete der Landtagsabgeordnete. In diesem Amt habe er festgestellt, dass es zwar manchmal anstrengend sein kann, etwas für die Gemeinschaft zu erreichen, wie zum Beispiel einen Aufenthaltsraum für die Schülerinnen und Schüler, dass man aber gemeinsam vieles erreichen kann, wenn man sich engagiert. Sein Engagement setzte er an der Universität fort, kam so zu den Juso-Hochschulgruppen und trat schließlich in die SPD ein. Lange Jahre habe er sich neben seiner beruflichen Tätigkeit ehrenamtlich  engagiert, unter anderem in der Gemeindevertretung, aber auch als Betriebsrat. “Der Großteil der politisch tätigen Menschen in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich und neben Beruf und Familie – das dürfen sie nie vergessen“, unterstrich Grüger und ermutigte die Schülerinnen und Schüler sich politisch zu engagieren und später im Berufsleben auch in einer Gewerkschaft zu organisieren. „Unsere Demokratie braucht aktive Demokraten und unsere Arbeitsgesellschaft benötigt starke Gewerkschaften“, appellierte Grüger.